Hermann Deckert ist 87 und immer noch in der Backstube
BRAUNEBERG/STEINBORN. In der Innungsbäckerei Karsten Fleury in Brauneberg trifft man auf eine seltene Begebenheit: Hier arbeitet der einstige Lehrmeister von Karsten Fleury heute noch mit ihm zusammen in der Backstube. Das alleine wäre noch nicht so besonders. Aber wenn man hört, dass Hermann Deckert 1937 geboren ist und in diesem Jahr auf 65 Jahre Meisterwürde im Bäckerhandwerk zurückblickt, dann kann man nur staunen. Deckert ging 1951 mit 13 Jahren in die Lehre und war mit 15 Jahren bereits Geselle. 1959 legte er an der Handwerkskammer Olpe den Meister ab. Im Juli erhielt er nun von der Bäcker-Innung Mosel-Eifel-Hunsrück-Region die Urkunde „Eiserner Meisterbrief“ von Obermeister Raimund Licht verliehen. Auf die Frage, warum er in seinem Alter noch regelmäßig seine Arbeit verrichtet sagt er einfach „Weil es mir Spaß macht“ und fügt mit einem dankbaren Lächeln hinzu „und weil ich es noch kann.“
Sein heutiger Chef und früherer Lehrling Karsten Fleury ist froh für die Erfahrung, die der Steinborner mit in seine Backstube einbringt. „Ich weiß nicht, ob es nicht vielleicht sogar einmalig ist in Deutschland, das jemand so wie Hermann noch aktiv ist. Sicher weiß ich aber, dass sein Wissen und seine kameradschaftliche Art für unser ganzes Bäckereiteam von unschätzbarem Wert ist. Wenn es nach mir geht, kann er mich gerne bis zu meiner Rente begleiten. Das sind dann „nur“ noch 15 Jahre“, lacht Fleury.
Dirk Kleis, Geschäftsführer der Innung, fügt noch hinzu: „Am Beispiel von Herrmann Deckert zeigt sich, dass die Aussage ‚Handwerk macht glücklich‘ zutrifft. Auch die Innungskrankenkasse „IKK“ hatte unlängst eine Studie in Auftrag gegeben. Hier gaben Handwerkerinnen und Handwerker an, dass fast 87 Prozent von ihnen stolz auf ihre Arbeit sind. Über 90 Prozent stuften ihre Aufgaben als sinnhaft ein und 70 Prozent gaben an, eine hohe Wertschätzung zu erfahren. Damit lagen die Befragten mit ihrer Zufriedenheit im Beruf weit über 20 Prozent gegenüber den Befragten aus der Gesamtbevölkerung.“