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Unternehmertum in Corona-Zeiten: Werner Kappes aus Altrich führt 50 Mitarbeiter durch die Krise

Harte Zeiten für viele Branchen. Die einen werden "auf Eis" gelegt und haben wenig Handhabe ihre wirtschaftliche Situation annähernd auf positivem Niveau zu halten. Von anderen wird ein Maß an Mehrleistung erwartet was kaum zu bewältigen ist. Dazwischen mancher Verbraucher, der sich nur zu gern über Kleinigkeiten aufregt, um einer Langweile im Alltag zu entgehen. Die Handwerksunternehmer in der Region stehen vor Herausforderung, wie sie ihre Generation noch nicht erlebt hat. Werner Kappes, Bauunternehmer aus Altrich, hat 50 Mitarbeiter im Bauunternehmen. Ihnen gegenüber trägt er eine große Verantwortung. Genauso wie gegenüber seinen Kunden.

Abstand halten ist die Devise für Werner Kappes (rechts). Ob im Büro bei der Video-Konferenz mit den Bauleitern, die sich im Home-Office befinden, oder auf der Baustelle.

Die vergangenen sechs Wochen haben Kappes gezeigt, wie wichtig eine langjährige und vertrauensvolle Partnerschaft ist. Mit Mitarbeitern wie auch Kunden. Denn bislang kommt der Betrieb, der auch Mitglied der Baugewerbe-Innung Mosel-Eifel-Hunsrück-Region ist, gut durch die Krise. Und damit auch seine Mitarbeiter. "Wir spüren zum Glück seit Beginn der Corona-Krise kein wesentlich verändertes Verhalten unserer Kunden. Beide Seiten bleiben einfach "auf Abstand", aber Ängste verspüren wir auf Baustellenbegehungen bei unseren Kunden nicht", so der Diplom-Ingenieur. Gleiches auch bei seinen Mitarbeitern, die von Beginn der Corona-Krise an lückenlos über Schutzmaßnahmen informiert wurden. "Unsere Mitarbeiter regen auch zusätzliche Maßnahmen an, die über das gesetzliche Maß hinaus gehen. Wir begrüßen diese Eigeninitiative und unterstützen dabei", erzählt Julia Kappes, Tochter des Firmenchefs. "Damit alle gesund bleiben, kommt es wirklich auf jeden Einzelnen an. Wir können soviel planen und vorschreiben wie wir wollen, wenn die Mitarbeiter nicht mitziehen würden, dann würde das alles nichts bringen". Kappes hat in seinem Betrieb alle vermeidbaren Kontaktpunkte, zum Beispiel am Lager beim Be- und Entladen von Fahrzeugen und an den Baustellen, abgestellt. Die Mitarbeiter fahren vielfach selbst direkt zu den Baustellen. Die Bauleiter arbeiten nach einem Wechselplan vom Homeoffice aus. "Unsere Arbeiter helfen mit, indem sie auch private Kontakte auf ein Minimum beschränken. Da haben wir zwar keinen Einfluss drauf, aber es hilft uns allen gemeinsam und wir vertrauen darauf. Wichtig ist, dass wir alle nicht nachlassen, die Beschränkungen wie am ersten Tag zu beachten." Zur Arbeit kommt nur, wer sich absolut symptomfrei fühlt. Zwei Verdachtsfälle bei Mitarbeitern wurden  über Hausquarantäne gesichert und schließlich auch negativ bescheinigt. 

"Wir können aktuell nicht einschätzen, wie sich die Corona-Krise auf die Gesamtwirtschaft und damit auch auf die Bauwirtschaft auswirken wird. Für die nächsten Monate sind wir gut ausgelastet bei nicht nachlassender Nachfrage. Auch erreichten uns bis dato keine Auftragsstornierungen", berichtet Werner Kappes. "Dies ist zum einen unserer großen Stammkundentreue geschuldet und zum anderen auch der nach wie vor vorhandenen Flexibilität unserer Mitarbeiter, die sich sehr schnell auf die jeweils veränderten Baustellensituationen einstellen." Tochter Julia: "Besonders erfreulich ist die aktuell außergewöhnlich gute Zahlungsmoral unserer Kunden. Teilweise werden Rechnungen weit vor dem Zahlungsziel ausgeglichen. Wir sehen dies als Wertschätzung unserer jahrelangen guten Zusammenarbeit." Die gute Zusammenarbeit der Vergangenheit spiegelt auch das Verhalten der Lieferanten Kappes gegenüber. "Wir bestellen Material vor und es wird uns auf Palette bereitgestellt, ohne jeglichen Personenkontakt. Unterschriften sind nicht mehr erforderlich. Wir genießen Vertrauensvorschuss", freut sich Bauunternehmer Kappes.

Aber natürlich erlebt das Unternehmen auch Schwierigkeiten. So konnte ein Deckenlieferant nicht pünktlich liefern und es kam zu einer Woche Verzögerung an der Baustelle. Gemessen an der Gesamtsituation aber ein kleines Problem. Überwiegend waren bislang sämtliche Materialien verfügbar. "Wir sind sehr zufrieden darüber, wie schnell unsere langjährigen Lieferanten die neuen Anforderungen umgesetzt haben" freuen sich Werner und Julia Kappes unisono. Bislang musste das Altricher Unternehmen noch keinen einzigen Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. "In den beiden ersten Monaten des Jahres hatten wir durch das schlechte Wetter stark verringerte Umsätze. Dies konnten wir seit Beginn des Monats März nach dem Wetterumschwung kompensieren. Die Auftragslage ist sehr gut und wir haben bereits zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, um den guten Auftragsvorlauf abarbeiten zu können. Die Beschäftigung ist für zwei bis drei Monate sicher."

Kurzarbeit oder notwendige Unterstützungen der öffentlichen Hand waren bislang kein Thema für den Innungsbetrieb. "Wir fühlen uns sehr gut seitens der Kreishandwerkerschaft, der Handwerkskammer und unseren Hausbanken über die Hilfsmöglichkeiten informiert und könnten bei Bedarf sofort nötige Unterstützung in Anspruch nehmen", so Firmenchef Kappes. Aber auch wenn die eigene Perspektive zuversichtlich ist, so geht es nur gemeinsam gut weiter weiß Kappes. "Wir denken oft an die Geschäftsleute aus anderen Bereichen, die durch ihre Betriebsschließungen wirtschaftlich in Nöten sind und hoffen sehr, dass sie die schwierige Zeit möglichst unbeschadet überstehen."

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